Im Stadtarchiv von Lößnitz sind umfangreiche Informationen über das Brauwesen zu finden und von Herbert Göppert in den Heimatblättern veröffentlicht. ( 5 Folgen Oktober 1999 - Februar 2000)
Unsere Stadt Lößnitz wird im sogenannten "Bärenprivileg" vom 19.Februar 1284 erstmals als eine mit allen Privilegien ausgestattete Stadt beschrieben.
In dieser Urkunde heißt es in der lateinischen Orginalfassung ...et univer sitati civium Lesnitz gr atiam Suam et omne bonum ... ( die gesamte Gemeinde der Bürger ). Diese Formulierung deutet auf ein voll entwickeltes Gemeinwesen hin, zu dem auch das Braurecht gehörte.
Eine Aufwertung des Brauwesens erfolgte durch die Verleihung des Weichbildrechtes für die Stadt Lößnitz an den Burggrafen Meinher IV. durch Kaiser Ludwig IV. vom 2. Juni 1338.
Aus diesem Weichbildrecht entwickelte sich die sogenannte Bannmeile. Dies hatte zur Folge, daß die Dörfer Alberoda, Ober- und Niederaffalter, Dittersdorf, Lenkersdorf, Niederpfannenstiel und Zelle kein eigenes Bier brauen und verkaufen durften. Von diesem Bierzwang war nur die Rittergutsherrschaft im Edelhof und Klösterlein befreit. Ihnen wurde das Brauen und der Ausschank für den Eigenbedarf zugestanden. Im Privileg des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel ist auch das Recht des Bierbrauens und der Ausschank in der dortigen Hammerschenke gestattet. Beim Versuch den Bierzwang zu umgehen, kam es zu einem regelrechten Bierkrieg. Im Streit zwischen Nickel von Ende auf dem Rittergut Klösterlein und den Schönburgern wurde am 9.Januar 1529 festgelegt, daß man " sich in Zelle soll zum Schenken, wie bisher gebrauchet, allein des Bieres zu Lößnitz bedienen... " - die Zeller mußten ihr Bier in Lößnitz holen.
Brauberechtigt waren 141 Bürger innerhalb der Stadtmauer. Das Bierbrauen geschah gemeinschaftlich als Braugenossenschaft - eine Brauconsortschaft. Die Statuten der brauberechtigten Bürgerschaft regelten alle Brauangelegenheiten ( ca. 40 Paragraphen ). Die Reihenfolge des Brauens entschied das Los im sogenannten " Reiheschank ". Die Brauconsortschaft betrieb 2 Malzhäuser, Gerste und Hopfen wurden gemeinschaftlich eingekauft. Die Malzherstellung im Malzhaus erfolgte durch die Brauknechte, welche von der Brauconsortschaft angestellt waren.
Die Bierherstellung entsprach schon damals dem späteren Reinheitsgebot. Die Brauer verwendeten Malz, Hopfen und Wasser.
In Lößnitz wurde hauptsächlich untergärisches dunkles " Braunbier " gebraut. Die Herstellung von hellem Bier war seltener. Nach dem Abfüllen lagerten die Fässer in den Kellern der Häuser innerhalb der Stadtmauer - eingeschrotet - . Zwischen die Fässer packten sie Eis, das im Winter aus dem " Lößnitzer Brauereiteich " gewonnen wurde und im Sommer mit Sägespänen gemischt der Kühlung des Bieres diente.
Das Malz zur Bierherstellung bereiteten die Brauknechte in den städtischen Malzhäusern auf. Es war sehr wichtig für die Qualität des Bier's. Sächsischen und böhmischen Hopfen aus Saaz verwendeten die Brauer.
Die " Lößnitzer Brauconsortschaft " funktionierte und arbeitete bis 1871 zur Reichsgründung.
Durch ein Gesetz vom 12. Mai 1873 erfuhr das Jahrhunderte lang ausgeübte Lößnitzer Braurecht seine Beendigung. Das Braurecht mußte an eine städtische Brauerei abgegeben werden. Als Pächter der " Stadtbrauerei Lößnitz " bestellte die Bürgerschaft Georg Schwartz. Die "Dampfbrauerei Georg Schwartz " als Lößnitzer Stadtbrauerei GmbH braute bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges exzellente Biere. Im Stadtarchiv ist zu lesen, daß Lößnitzer Bier auf einer Gewerbeausstellung 1894 in Antwerpen und 1909 in Aue eine Goldmedaille verliehen bekam.
An diese Jahrhunderte lang ausgeübte Braugerechtigkeit anknüpfend, wurde am 9.11.2015 mit der Gründung des Vereins " Lößnitzer Brauereiverein e.V." das Brauwesen in der Muhme im sanierten Braugebäude wiederbelebt.
Als ersten Sud im Maischebottich kochten die Vereinsmitglieder ein " Schwarzes von Schwartz ". Am 11.11.2017 zum Martinstag teilten wir, ganz im Sinne des " Heiligen Martin " unser " Schwarzes " als Freibier mit den Lößnitzen in ihren mitgebrachten Bierkrügen. Zum Bier gab es Krustenbraten und Treberbrötchen aus der Bäckerei Friedrich.
Hunderte Besucher aus der Lößnitzer Bürgerschaft nahmen dieses Angebot an und unterstrichen die Lößnitzer Tugend " Bürgerlicher Gemeinschaftssinn " > es geht uns ums " Wir " und dann das " Bier "